Welche Anforderungen muss ein neu zu errichtendes Hallenbad in Koblenz erfüllen, damit es für Tagesgäste, Hobbyschwimmer und Sportvereine sowie den Tourismus gleichermaßen auf lange Zeit attraktiv und nutzbar ist. Schon viel zu lange stehen die Bauzäune um das verschlossene Stadtbad in der Weißer Gasse. Noch immer prankt der blaue Schriftzug ‚Stadtbad‘ auf den weißen Außenfliesen. Leuten tun er schon lange nicht mehr. War vor der Kommunalwahl noch ordentlich Dampf in die Debatte um einen Neubau eines Hallenbades gekommen, verzog sich dieser nach dem Wahltag schnell und nahezu spurlos. Wenn auch mittlerweile das alte Bad mit dem dazugehörigen Grundstück zur Nachnutzung verkauft und ein Grundstück für einen Neubau im Moselbogen gefunden wurde, zieht sich alles weiter hin. Zwischenzeitlich war von Untersuchungen des Baugrundes am neuen Standort zu lesen – hoffentlich keine Hintertür für die Verwaltung, um den Bau noch weiter zu verschieben. Der Neubau selbst machte Schlagzahlen durch ein vermeintlich innovatives Cabriodach, welches bei gutem Wetter und auch während der Sommermonate den Betrieb attraktiver gestalten sollte.
Bisher war die Debatte und Diskussion aus Sicht des SC-Poseidon vor allem dadurch geprägt, dass von Seiten der Politik und Verwaltung keine Einbindung der Wassersportvereine erfolgte. Dabei sind es doch gerade jene Vereine, die in einem nicht unerheblichen Maße das neue Bad nutzen wollen und werden.
Vertreter des SC-Poseidon wollten dies nicht mehr so hinnehmen und haben sich daher aktiv in die Debatte eingeschaltet. Mit einem Termingesuch wandten sie sich direkt an Oberbürgermeister Hofmann-Göttig. Dieser verwies sie aufgrund der Zuständigkeit an das Bäderamt. Auf einen Termin warten unsere Vereinsvertreter noch immer.

Dafür hat die regionale Presse von dem Engagement des Vereins Wind bekommen. Die Rhein-Zeitung lud zu einem Redaktionsgespräch. Hierbei legten die Vertreter des Vereins in einem umfassend aufbereiteten Vortrag ihre Vision und Vorstellung eines zeitgemäßen Bades vor.
Danach muss ein Hallenbad nicht als bloße Sportstätte, sondern als ein über die Region hinaus ausstrahlendes Infrastrukturprojekt gesehen werden. Bei einer fach- und bedarfsgerechten Vermarktung kann ein solches Bad sogar Gewinn, zumindest aber eine ’schwarze Null‘ erwirtschaften.

Kernforderung Neubau Hallenbad

Andere Bäder in ähnlich großen Städten machen dies vor

  • Grundlage für ein erfolgreiches Bad ist ein 50 Meter Becken, dass bei Bedarf leicht in zwei 25 Meter Becken unterteilt werden kann. Die nächstgelegenen Bäder mit einer 50 Meter Bahn in einer Schwimmhalle sind Bonn, Mainz (Traglufthalle), Worms (Traglufthalle), Wetzlar oder Neustadt (Traglufthalle). Potenzial also für Koblenz. Die Ausrichtung von nationalen und internationalen Wettkämpfen und Meisterschaften auf Kurz- und Langbahn würden so möglich. Aber auch die Hoch-Schulen im Raum Koblenz werden rege Nutzer eines neuen Bades sein.
  • Schließlich ist Schwimmen in einer Stadt am Zusammenfluss zweier Flüsse essentiell und zum Teil Lebenswichtig. Die Zahl der Nichtschwimmer unter Grundschulkindern ist alarmierend hoch. Jedes Kind an Rhein und Mosel sollte Schwimmen können.
  • Daneben muss man den Schwimmsport in seinen unterschiedlichen Ausprägungen auch unter dem Blickwinkel von Integration und Inklusion sehen. Und auch für ältere Badegäste bietet der Schwimmsport einen Blickwinkel mit Koronarsport oder für Menschen mit Bewegungseinschränkung. Hier sind Kooperation mit Krankenkassen und Seniorenheimen zu prüfen.
  • Ein Tauchbecken in Einheit eines Sprungbeckens ist ebenfalls Voraussetzung – nicht nur für Tauchsportvereine. Auch Berufsfeuerwehr und DLRG würden von einem zusätzlichen Lehrtauchbecken profitieren.
  • Mit dieser infrastrukturellen Ausgangslage kann eine Finanzierung auf mehrere Säulen gestellt werden. Großes Potenzial zur dauerhaften Finanzierung bietet das Modell des dauerhaften Sponsorings durch Namensgebung. Das Modell der Sporthalle auf dem Oberwerth könnte auch Blaupause für ein neues Hallenbad sein. Und in Koblenz gibt es einige namhafte Unternehmen gerade im Gesundheitsbereich. Diese gezielt anzusprechen und bei ihnen für das Projekt zu werben muss frühzeitig und ambitioniert begonnen werden.
  • Eine Vermarktung der Sportstätte und ihrer verschiedenen Einheiten kann durch Mieten, Wettkampfgebühren und – wenn auch eher indirekt für die Stadt in ihrer Gesamtheit – durch ein Mehr an generierten Hotelübernachtungen erzielt, bzw.. unterstützt werden.
  • Eine moderate aber attraktive Saunalandschaft kann sich eigenständig durch Eintrittsgelder tragen, ebenso wie die unterschiedlichen Mehrzweckbereiche durch Verpachtung oder Vermietung. Über ein erweitertes Angebot in Form von Fitnessräumen, Ergo- oder Physiotherapieangeboten muss frühzeitig nachgedacht und konzeptioniert werden.
  • Die Gastronomie vergangener Bäder mit überdimensionierten, fett geschwängerten Gasträumen gehört heute der Vergangenheit an. Einem Sport- und Freizeitbad muss eine gesunde und leichte Gastronomie beigestellt werden. Diese könnte sich durch Verpachtung eigenständig tragen. Unter Umständen könnten die Räume auch in derart angeordnet und trennbar sein, dass sie außerhalb der Badöffnungszeiten für Feiern und Feste separat vom Badbereich angemietet werden könnten.
  • Ein erheblicher Kostenfaktor bei Badbetrieben sind und bleiben die Energiekosten – auch wenn das neu zu errichtende Stadtbad die neusten Energiestandards erfüllt. Der überwiegende Teil der benötigten Energie könnte durch Eigenstromgewinnung und einem Verkauf der Überschüsse gedeckt werden.

Uns ist bewusst, dass unsere Ideen an vielen Stellen diskutabel sind. Aber wir müssen diese Diskussion offen und sachlich endlich beginnen – und zwar mit jenen, die das Bad anschließend auch verlässlich und dauerhaft nutzen werden: Den Vereinen, den (Hoch-)Schulen und weiteren Akteuren. Einige wurden weiter oben benannt.

Verwaltung und Politik müssen sich dem öffnen und ihren Elfenbeinturm verlassen. Ansonsten laufen wir Gefahr ein weiteres Prestigeprojekt mit öffentlichen Mitteln zu finanzieren, welches an seinem Zweck in weiten Teilen vorbeigeht.

Natürllich kann jeder einzelne auch seinen kleinen Teil tun und mithelfen, das Thema weiter am köcheln zu halten. Fragt, schreibt und sprecht mit den Stadtratsmitgliedern eures Stadtteils oder schreibt Leserbriefe!