24 hundertstel fehlen zur Vizeweltmeisterschaft

Bericht von Birger Schubert
Vom 9.-16.August fand die Schwimm-Weltmeisterschaft meiner Altersklasse M50-54 nach Abschluss der Profis statt. Da ich nicht die ganze Woche in Kazan bleiben wollte suchte ich mir das kurze und knackige Programm am Wochenende aus.
Bezüglich des Visums wurde mir bei der Anmeldung gesagt, dass ich dies für Russland auf online korrekt ausgefüllt hätte. Da wir eine Einladung von der russischen Regierung erhielten, wäre ein Touristenvisum und Bestätigung vom Konsulat nicht nötig. Beim Check-In allerdings wurde das erst in Frage gestellt aber nach 5 Minuten bangen Wartens bekam ich doch das okay.

Wieder guter Dinge kam ich nach der Zwischenlandung in Istanbul um 1:25 Uhr nachts in Kazan an. Dort wurde ich direkt, ohne mich in eine Schlange einreihen zu müssen, von sehr gut englisch sprechenden Studenten mit einem Schild „Master World Championships“ empfangen. Aber ich hatte mich etwas zu früh gefreut, denn man sagte mir, ich hätte kein Visum. Die freundlichen Studenten haben mir dann, nach Zahlung von 3000 Rubel, (ca. 60 Euro) und einer halben Stunde das begehrte Visum besorgt und ich kam problemlos durch die Passkontrolle. Ein Shuttlebus brachte unsere Gruppe dann in das Athletendorf wo die Akkreditierung von den Volontärs durchgeführt wurde. Um 4:00 Uhr wurde es langsam schon hell und ich fiel müde ins Bett. Nach dem Frühstück ging es mit dem Shuttlebus zum Auflockerungstraining ins Schwimmbad. Das gesamte Areal vom Athletendorf bis zum Schwimmbad wurde rund um die Uhr von Polizei und Security überwacht und abgesperrt. Aber man fühlte sich nicht bedroht denn alle waren super nett.

Im Athletendorf gab es alles, was man brauchte, Supermarkt, Bank, Post, Restaurants, es mangelte an nichts. Nachdem ich mir 8 Liter Wasser gekauft hatte erfuhr ich, dass im Schwimmbad soviel man wollte kostenlos zur Verfügung stand. Das war einfach super und man ist das ja nicht gewohnt.
Das Schwimmbad wurde erst vor 2 Jahren für die Olympiade gebaut und war super. Zwei 50 Meter Becken mit 10 Bahnen, dazu noch ein Sprungturmbecken. Das Einschwimmen ging auch immer ohne Probleme auch wenn andere Wettkämpfe liefen.
Die Atmosphäre, der Callroom und das gemeinsame Einlaufen zum Start war sehr beeindruckend und hat mir sehr gefallen.
Dann ging es auch schon los. Als erstes Rennen 100 m Rücken als 8-Schnellster gemeldet und direkt den 4. Platz mit einer Zeit von 1:10,17 aber mit deutlichem Abstand zum Dritten. 1,5 Stunden später waren die 200 m Delphin (nicht meine Spezialdisziplin) dran aber da ich mir das Rennen super einteilte, konnte ich mich um 4 Sekunden verbessern. Mit 2:37,59 wurde ich 7ter.
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De Sonntag startete mit meiner Lieblingsstrecke, dem 50 m Rücken. Hier hatte ich 2010 in Göteborg die beste Platzierung mit dem 6. Platz. Jetzt 5 Jahre älter 7 Zehntel langsamer bedeutet das in Kazan Platz 4 (31,81). Der 4. Platz ist natürlich ein großer Erfolg aber es haben nur 24-hundertstel zum 2. Platz gefehlt und bei der tollen Siegerehrung hätte ich schon gerne mal auf dem Siegertreppchen gestanden. Aber Jeder vom 4.-10.Platz hat auch noch eine Medaille bekommen, was mich dann doch wieder versöhnt hat.
Zum Schluss kam noch die 400 m Freistil. Als 9.schnellster gemeldet konnte ich diesen nur bestätigen und bin etwas langsamer als bei den Deutschen Meisterschaften geschwommen. Jetzt sitze ich am Flughafen, bin kaputt, glücklich und es bleibt der Eindruck, super nett und freundlich aufgenommen worden zu sein und das in Russland der Sport einen hohen Stellenwert hat.